07.07.2021

Sport nach Hüft-Operation?


Sport nach Hüft-Operation?
Die endoprothetische Versorgung (Gelenkersatz) des Hüftgelenkes ist ein gängiges Verfahren in der orthopädischen Chirurgie zur Behandlung der Arthrose am Hüftgelenk.
Ursprünglich als „Verfahren der letzten Wahl“ angesehen, war das primäre Ziel, den Menschen die Durchführung grundlegender Aktivitäten des täglichen Lebens ohne starke Schmerzen zu ermöglichen.
Die ersten Jahrzehnte der Endoprothetik (ca. 1950-1970) lieferten unbefriedigende Ergebnisse und eine alarmierende Zahl von prothetischen Komplikationen.
Da sich chirurgische Techniken und medizinische Materialien in den letzten 30 Jahren deutlich verbessert haben, ist der Hüftgelenksersatz heute zu einem Standardverfahren geworden. Mehr als 90% der Patienten berichtet von einer deutlich höheren Lebensqualität nach dem Eingriff.

Die Anzahl durchgeführter Operationen am Hüftgelenk hat in den letzten 10 Jahren erheblich zugenommen. Dies ist einerseits auf eine verbesserte chirurgische Kompetenz (standardisierte Operationsabläufe, minimalinvasive Operationen, angepasste Biomaterialien) andererseits aber auch auf eine Zunahme der Anzahl von Patienten zurückzuführen, die für eine prothetische Versorgung in Frage kommen. Jüngste Schätzungen ergaben, dass fast jeder Vierte im Laufe seines Lebens eine symptomatische Hüft-Arthrose entwickeln wird.

Neben der zunehmenden Gesamtzahl der Operationen mit Gelenkersatz kommt es gleichzeitig zu einer erheblichen Verschiebung der Patientendemografie - die Patienten werden jünger. Zwischen 2001 und 2007 stiegt die Zahl der Hüft-operierten Patienten im Alter von 50-59 Jahren um 50%.
Da sich immer mehr jüngere Patienten einer Operation unterziehen, werden die Erwartungen an eine Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten und körperlich anstrengenden Berufen steigen.

Die Gründe für die operative Versorgung jüngerer Patienten ist neben der klassischen Arthrose des Hüftgelenkes eine Vielzahl zusätzlicher auslösender Pathologien wie posttraumatischer Arthrose (Unfallfolge), rheumatoider Arthritis, Hüftdysplasie und Knochennekrosen (Knocheninfarkt).

Somit sehen wir Orthopädische Chirurgen uns heute mit einer ganz anderen, v.a. sehr viel anspruchsvolleren Klientel konfrontiert. Ziel der prothetischen Versorgung wird also mehr und mehr die Verbesserung (oder besser Optimierung) der aktiven Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten.


Zusammenfassend darf festgestellt werden, dass die Risiken einer Rückkehr zu hoher Aktivität nach Hüft-Gelenksersatz folgende sind:

- Luxation (Ausrenken der Prothese)
- Knochenbruch im Bereich des Protehse (v.a. Schaft)
- Lockerung
- Polyethylen-/Metallverschleiß

Studien zeigen, dass es wenig prospektive Evidenz (Beweise) bezüglich der Wahrscheinlichkeit schlechter klinischer Ergebnisse bei höherer sportlicher Aktivität gibt. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die Abnutzung mit dem Aktivitätsniveau zusammenhängt, aber die Auswirkungen auf die klinischen Ergebnisse sind widersprüchlich und somit schlecht verwertbar. Somit lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht eindeutig sagen, ob ein hohes sportliches Niveau zu einem vorzeitigen Prothesenversagen führt. Negative Einflussfaktoren von Immobilität sind hingegen bekannt (Gewichtszunahme, Bewegungseinschränkung, etc.)

Bei der Beratung von sportaktiven Patienten, bei welchen eine prothetische Versorgung des Hüftgelenkes erwägt wird, muss das präoperative Aktivitätsniveau, die körperliche Fitness und die spezifische Vorgeschichte, einschließlich der Knochenqualität, des chirurgischen Ansatzes und der Art der Prothese mit in Betracht gezogen werden.

Zusammenfassend sehen wir uns mit zunehmend aktiveren Patienten konfrontiert, welche einen hohen funktionellen Anspruch an das Ergebnis unserer Arbeit haben. Gerne beraten wir Sie individuell und finden zusammen mit unserem Patienten die optimale Behandlungsoption.

Friederike Krupp


Referenzen

1. Mariconda M Galasso O Costa GG Recano P Cerbasi S Quality of life and functionality after total hip arthroplasty: a long‐term follow‐up study. BMC Musculoskelet Disord. 2011;12:222. [PMC free article][PubMed] [Google Scholar]
2. Murphy LB Helmick CG Schwartz TA, et al. One in four people may develop symptomatic hip osteoarthritis in his or her lifetime. Osteoarthritis Cartilage. 2010;18(11):1372‐9. [PMC free article][PubMed] [Google Scholar]
3. Kurtz SM Ong KL Lau E Bozic KJ Impact of the economic downturn on total joint replacement demand in the United States: updated projections to 2021. J Bone Joint Surg Am. 2014;96(8):624‐30. [PubMed] [Google Scholar]
4. Ravi B Croxford R Reichmann WM Losina E Katz JN Hawker GA The changing demographics of total joint arthroplasty recipients in the United States and Ontario from 2001 to 2007. Best Pract Res Clin Rheumatol. 2012;26(5):637‐47. [PubMed] [Google Scholar]
5. Clifford PE Mallon WJ Sports after total joint replacement. Clin Sports Med. 2005;24(1):175‐86. [PubMed] [Google Scholar]
6. Klein GR Levine BR Hozack WJ et al. Return to athletic activity after total hip arthroplasty. Consensus guidelines based on a survey of the Hip Society and American Association of Hip and Knee Surgeons. J Arthroplasty. 2007;22(2):171‐5. [PubMed] [Google Scholar]
7. Ritter MA Meding JB Total hip arthroplasty. Can the patient play sports again? Orthopedics. 1987;10(10):1447‐52. [PubMed] [Google Scholar]
8. Swanson EA Schmalzried TP Dorey FJ Activity recommendations after total hip and knee arthroplasty: a survey of the American Association for Hip and Knee Surgeons. J Arthroplasty. 2009;24(6 Suppl):120‐6. [PubMed] [Google Scholar]