08.05.2022

Knieverdrehung mit Folgen? Kreuzbandriss


Knieverdrehung mit Folgen? Kreuzbandriss
Skifahren, Fussball, Treppensturz oder Velounfall – Hierbei kommt es häufig zu einer Kniegelenksverdrehung, bei der etwas im Knie kaputt gehen kann. Ein Kreuzbandriss entsteht am häufigsten durch einen Unfall beim Sport, kann aber auch im Alltag passieren.

Hohes Verletzungsrisiko bei Kontaktsport
Meistens wird das Knie beim Belasten in gebeugter Stellung über den Unterschenkel gedreht, wie bei schnellen Richtungswechseln oder Abfangen beim Sturz. Können die Beinmuskeln die Bewegung nicht abfangen und das vordere Kreuzband wird übermässig strapaziert, reisst es. Schnell kommen die Schmerzen und Schwellung und der Patient bemerkt eine Unsicherheit oder Instabilität des Kniegelenks. Oft kann der Patient sogar ein Reissen oder Knacken hören.
40 % aller Knieverletzungen sind Bandverletzungen. Dabei sind über 60 % die Kreuzbänder betroffen, wobei das vordere Kreuzband ca. 10-mal häufiger reisst als das hintere Kreuzband.
Ein Kreuzbandriss ist ein behandlungsbedürftiger Unfall und sollte unbedingt abgeklärt werden.

Es bestehen Risikofaktoren für einen Kreuzbandriss:
- Pivotierende Sportarten wie Fußball, Skifahren und Kontaktsportarten
- Alter zwischen 15 und 25 Jahren
- körperliche Erschöpfung (Koordinations-/Konzentrationsstörungen) und unzureichende Regeneration
- Kreuzbandriss der anderen Seite / voroperiert
- Sticky sole (Handballschuhe), Klickpedale, hohe Stollen, Ski-/Snowboardbindung
- weibliches Geschlecht: Frauen haben ein 3-5x höheres Risiko
- anatomische Veränderungen (Schienbeinkopfneigung, schmales Kreuzband, enge Raumverhältnisse, Beinachse)
Daher werden im Profisport Präventionsübungen und Propriozeptionsverbesserungen trainiert.

Die Kreuzbandverletzung führt zu einer dauerhaften Instabilität des Kniegelenkes, da das vordere Kreuzband nicht spontan zusammenheilen kann. Das Kniegelenk wird nun nur noch durch die Muskelkraft stabilisiert. Dauerhaft führt diese Mehrverschieblichkeit im Kniegelenk zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiss mit Entwicklung einer Kniegelenkarthrose. Auch betseht das Risiko von Folgeverletzungen (bis 80%) wie Seitenbandrisse, Meniskusrisse und Knorpelschäden, da nun ein wichtiger Stabilisator bei weiteren Kniegelenksverdrehungen und Fehlbelastungen fehlt.

Kreuzbandriss im MRI
Der Kreuzbandspezialist wird mit dem Patienten abwägen, ob eine konservative Therapie, also ohne Operation, oder eine operative Rekonstruktion notwendig ist. Hierzu werden Informationen über den Kniezustand mittels der Untersuchung und Anamnese, aber auch mit bildgebenden Verfahren, wie dem konventionellen Röntgen und der Magnetresonanztomographie benötigt.

Kreuzbandriss in der Kniespiegelung
Wenn der Patient nicht körperlich oder sportlich aktiv ist und das Knie sich nach der Rehabilitation stabil anfühlt, kann auf eine operative Behandlung verzichtet werden. Dabei ist wichtig zu wissen, dass eine reine muskuläre Stabilisierung des Kniegelenkes nicht vollständig möglich ist mit all seinen Risiken für Folgeschäden.
Bei aktiven und sportlichen Patienten sollte die Kniestabilität dringend wieder hergestellt werden. Das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, die noch ihr ganzes Leben auf ein funktionierendes Kniegelenk angewiesen sind. Das zunehmende Alter spielt eine eher untergeordnete Rolle, wenn der Anspruch an das Kniegelenk hoch und der Patient aktiv ist.

Rekonstruktion der VKB mit Semitendinosussehne
Doch auch eine Kreuzbandrekonstruktion kann den ursprünglichen Zustand des Knies nicht ganz wiederherstellen. Die Lage und Spannung und insbesondere die sensomotorische Qualität des Kreuzbandersatzes entsprechen selten exakt dem gerissenen Kreuzband. Aber die Kniegelenksstabilität kann wieder hergestellt werden und das Risiko an Folgeschäden dadurch erheblich gesenkt werden.

Für eine operative Behandlung stehen in der modernen Medizin viele Methoden zur Verfügung. Welche sich für den Patienten am besten eignet, muss individuell, nach Stand der Wissenschaft und der Erfahrung des Operateurs entschieden werden. Eine Naht des Kreuzbandes wird allerdings sehr kritisch diskutiert, da schon nach sehr kurzer Zeit die Regenerationsfähigkeit nicht mehr gegeben ist und eine solche Methode nur bei bestimmten Rissformen möglich ist. Weltweit am häufigsten wird ein Kreuzbandersatz durch eine körpereigene Sehnentransplantation durchgeführt. In diesem Fall ist die Verwendung der sog. «Hamstringsehnen» führend, da die Entnahmeprobleme am geringsten sind bei guter Einheilungsquote.
Die Kreuzband-OP ist eine sehr erfolgreiche Operation, die zu über 90 % wieder zur Herstellung der Kniefunktion führt. Nicht alle Patienten finden aber wieder auf das gleiche Leistungsniveau im Sport zurück.

Rehabilitation mit TENS
Nach einer Kreuzbandoperation erfolgt eine intensive Rehabilitation nach einem 1-2tägigen Spitalaufenthalt. Leichtes Training und geführte, risikoarme sportliche Betätigungen können nach ca. 3 Monaten aufgenommen werden. Schwere Belastungen sowie Kontakt- und Mannschaftsport sollten erst bis zu neun Monate nach der Kreuzbandoperation ohne eine erneute Ruptur zu riskieren wieder begonnen werden.

Für den genauen Ablauf einer Kreuzbandoperation erhalten sie mehr Informationen auf unserer Webseite://Behandlungen/Knie/VKB: VKB-OrthoBase

© Ben Schulz